Der Trubel um die Facebook-Tochter
WhatsApp ist die Tage groß. Seit zwei Jahren plant der Internetgigant Werbung
über den Messenger-Dienst zu schalten. Jetzt kommt überraschenderweise die
Entwarnung: Facebook macht einen Rückzieher und legt das Projekt auf Eis – zumindest
vorerst. Da kommt zu Recht die Frage auf: Warum? Immerhin hatte Facebook WhatsApp im Jahr 2014 für rund 19 Milliarden Dollar
gekauft, um damit Geld zu verdienen.
So hätte die Werbung aussehen sollen
Geplant war, das Konzept von Instagram zu kopieren. Hier werden Werbe-Posts innerhalb der Stories von abonnierten Seiten angezeigt. Für WhatsApp hätte dies bedeutet, dass Werbung zwischen Statusmeldungen der Kontakte geschalten wird.
Deshalb kommt nun doch keine Werbung
Dennoch ist das Schalten von WhatsApp-Werbung vermutlich nur vertagt. Die Monetarisierungspläne Facebooks scheinen zwar aktuell eingestampft zu sein, doch das Unternehmen wird trotzdem über kurz oder lang Geld mit dem Messenger machen wollen. Aktuell scheitert das Projekt vor allem an der automatischen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung innerhalb der Chats. Diese ermöglicht zwar den Kommunikationspartnern einen problemlosen Zugriff auf die Nachrichten und Medien, verschlüsselt die Daten aber für Dritte. Diese Verschlüsselung müsste im Fall von Werbung unterbrochen werden, was die Privatsphäre stark beeinträchtigt. Da Mark Zuckerberg jedoch bereits im Mai 2019 bei der F8-Entwicklerkonferenz verkündet hat, dass alle internen Chat-Dienste zukünftig verschlüsselt werden sollen, um die Privatsphäre zu verstärken, wäre dieses Vorgehen eher kontraproduktiv. Das Motto des Ganzen: „Die Zukunft ist privat.“
WhatsApp setzt Fokus auf Business-Sparte
Selbstverständlich wird nicht komplett auf WhatsApp als Einnahmequelle verzichtet. Laut Wall Street Journal wird momentan auf ein anderes, bereits bestehendes Konzept gesetzt: WhatsApp Business – eine separate App für Geschäftskunden. So kann das Unternehmen vermeiden Werbung in privaten Nutzerprofilen zu schalten und dennoch Umsatz generieren. Spezielle Features, die Geschäftspartnern angeboten werden, sind hier die Lösung. Nutzen Unternehmen den Messenger gewerblich, zum Beispiel im Bereich des Kundenservice, wird dies kostenpflichtig. Im Gegenzug erhalten sie verschiedene Funktionen, die die Kommunikation mit den Kunden erleichtern. Die App gibt nicht nur die Möglichkeit automatisierte oder Schnellantworten zu versenden, sondern ebenfalls Chats mithilfe von Labels zu sortieren und sogar ganze Produktkataloge zu hinterlegen. Gerade in Entwicklungsländern ist die Kontaktaufnahme zwischen Unternehmen und Kunden über WhatsApp sehr verbreitet, weshalb Testphasen in Indien geplant sind.
Unstimmigkeiten zwischen Gründern und Mutterkonzern
Nun doch nicht auf die Kommerzialisierung innerhalb privater Accounts zu setzen, wird auch die ursprünglichen Gründer des Nachrichtendienstes, Brian Acton und Jan Koum, freuen. Beide haben bereits zum Verkauf ihres Produkts vertraglich festhalten lassen, dass bis 2019 keine Gewinne mit WhatsApp erwirtschaftet werden müssen. Sie waren also von vornherein gegen Werbung über WhatsApp. Die Klausel ist mittlerweile allerdings nicht mehr aktiv. Zusätzlich haben beide Gründer den Mutterkonzern Facebook zwischen 2017 und 2018 verlassen. Damals bereits wegen Differenzen um den Datenschutz und die von Mark Zuckerberg geplante Zukunft ihres Produkts.
Das sind die Zukunftsaussichten für WhatsApp im Jahr 2020
Dennoch gibt es keinen Stillstand bei WhatsApp. Der Dienst plant natürlich weitere Neuerungen für die Nutzer. Bisher erwartet Dich Folgendes:
- Bezahlfunktion mit FacebookPay
- Darkmode – Du erhältst Nachrichten jetzt weiß auf schwarz und nicht mehr schwarz auf weiß
- WhatsApp-Newsletter sind Geschichte
- Automatischen Foto- und Video-Downloads in der iOS-Version abschaltbar
- Ende der Chatexport-Funktion
- Kein WhatsApp mehr auf alten Smartphones (iOS 8 oder älter und Android-Version 2.3.7 oder älter)
Außerdem gibt es aktuell eine Testphase für selbstzerstörende Nachrichten, die durch einen Timer eingestellt werden können. Diese Funktion nennt sich „Disappearing Messages“ und wird aktuell in einer Beta-Version auf Android erprobt.
Das sind Deine sicheren Alternativen zu WhatsApp
Solltest Du Dich entscheiden
auf WhatsApp zu verzichten, bekommst Du hier einige Alternativen:
- Threema
Dieser Dienst kann komplett anonym verwendet werden. Du musst also weder eine Telefonnummer, noch eine E-Mail-Adresse angeben. Alle Daten werden nur auf dem jeweiligen Gerät gespeichert, nicht aber auf Servern. Dadurch werden private Daten nicht gesammelt. - Hoccer
Auch Hoccer ist, wie Threema, anonym nutzbar. Hier erhältst Du eine „Client“-ID, die ein zusätzliches automatisch generiertes Passwort enthält. Diese ID benötigst Du dann wiederum, um Kontakte hinzufügen zu können. - Telegram
Anders als bei den anderen beiden Messenger benötigst Du bei Telegram eine Verknüpfung mit der eigenen Telefonnummer. Der Dienst ist ein Open-Source-Messenger, was absolute Transparenz garantiert. Datenschutz und Nutzer-Sicherheit stehen im Mittelpunkt. - Viber
Ähnlich wie Skype wurde Viber ursprünglich für Internet-Anrufe konzipiert. Mittlerweile kannst Du hiermit aber auch problemlos Nachrichten und Medien versenden. Privatsphäre und Datenschutz sind auch hier der Grundstein der App. - Signal
Wie auch Telegram ist Signal ein Open-Source-Messenger, bei dem Datensicherheit im Fokus steht. Allerdings muss auch hier wieder Deine Telefonnummer angegeben werden, um den Dienst nutzen zu können. - Wire
Auch Wire ist ein Open-Source-Messenger und schreibt Transparenz groß. Es kann außerdem auch als eine Alternative zu WhatsApp Business verwendet werden. Die hierfür benötigten Varianten sind dann allerdings kostenpflichtig. - Ginlo
Ginlo, früher bekannt als SIMSme, ist ein deutscher Messenger-Dienst, der ebenfalls für einen guten Schutz der Privatsphäre bekannt ist.
Entscheidest Du Dich für eine
der Alternativen und möchtest komplett
auf WhatsApp verzichten, musst Du auch unbedingt Deinen Account löschen. Die App nur zu
deinstallieren reicht nicht aus.