Gendern im SEO

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Die Debatte um gendergerechte Sprache wurde in den letzten Jahren immer lauter. In vielen Bereichen ist das Gendern – wie die Verwendung von inklusiver Sprache oftmals umgangssprachlich genannt wird – schon angekommen und gehört zum guten Ton.
Auch wir stellen uns daher immer häufiger die Frage, wie am besten im SEO mit dem Gendern umgegangen werden soll und ob diese einen Einfluss auf das Ranking besitzt. Der folgende Artikel soll Dir dabei helfen, diese Frage zu beantworten.

Weshalb sollte Gendersprache genutzt werden?
Die Bedeutung von Gendersprache für Websitebetreiber
Was genau spielt aber Google aus, wenn nach dem generischen Maskulinum oder der femininen Form eines Wortes gesucht wird?
Geläufige Genderformen in Deutschland
Exkurs: spanische Genderformen
Wie steht Google momentan zur Gendersprache?
Test: Wie handhabt Google die Gendersprache aktuell?
Fazit

Weshalb sollte Gendersprache genutzt werden?

Aber stellen wir uns erstmal die wichtigste Frage: „Warum gendern?“ Dafür müssen wir kurz ein wenig ausholen.
Grundsätzlich war das generische Maskulinum der Standard, um eine Personengruppe zu beschreiben, die neben männlichen auch weibliche Personen umfasst. Per Definition bezeichnet das generische Maskulinum die alleinige Verwendung der männlichen Form, obwohl alle Geschlechtsidentitäten angesprochen werden sollen.

Sehen wir uns mal folgenden Satz an: „Alle Mitarbeiter haben sich in der Kantine versammelt.“ 

Trotz des verwendeten generischen Maskulinums geht aus dem Satz nicht hervor, ob nur männlich gelesene Mitarbeitende oder eine Mischung aus weiblich und männlich gelesenen Personen in der Kantine waren. Darüber hinaus werden inter* Menschen in dieser Verwendungsform ebenfalls nicht miteingeschlossen. Aufgrund dieser Punkte wird das generische Maskulinum als zu ungenau kritisiert. Als Alternative zur Verwendung des generischen Maskulinums hat sich die Gendersprache entwickelt.

Ähnlich, wie Du im SEO für mehr Sichtbarkeit Deiner Domain im Netz sorgst, will die gendergerechte Sprache für mehr Sichtbarkeit von weiblichen und inter* Menschen in der deutschen Sprache sorgen.

Daneben gibt es natürlich auch weitere Vor- aber auch Nachteile, die durch das Gendern entstehen können.
Neben der Sichtbarmachung von marginalisierten Personengruppen, wie Frauen und inter* Menschen, hat die Verwendung von geschlechterspezifischer Sprache auf der einen Seite einen positiven Einfluss auf weitere Bereiche unseres Lebens. Durch die Verwendung von Gendersprache in Stellenausschreibungen bewerben sich meist deutlich mehr Bewerber*innen als bei den Ausschreibungen, die ausschließlich das generische Maskulinum verwenden. Bei letzterem fühlen sich Frauen häufig weniger angesprochen und bewerben sich trotz Qualifikation eher seltener.

Aber auch bei Berufswünschen von Kindern hat die Verwendung inklusiver Sprache einen positiven Einfluss: So wurden in einer Studie aus dem Jahr 2015 (https://psycnet.apa.org/record/2015-14261-001) einer Gruppe von Kindern im Grundschulalter geschlechtergerechte Berufsbezeichnungen (also z.B. „Ingenieure und Ingenieurinnen“ anstatt dem generischen Maskulinum „Ingenieure“) aus dem sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) präsentiert. Im Gegensatz zu der anderen Gruppe, die nur mit dem generischen Maskulinum konfrontiert wurde, haben sich die Kinder der ersten Gruppe unabhängig von deren Geschlecht viel eher die anspruchsvollen und stereotypisch männlich geprägten Berufe zugetraut. So kann geschlechtergerechte Sprache insgesamt und im besten Fall deutlich zu einer gelebten Gleichberechtigung beitragen.
Auf der anderen Seite verändert die Verwendung des Genderns die deutsche Sprache und kann dadurch zu Verwirrung aber auch zu Reaktanzen führen und im schlimmsten Fall die Entwicklung der Gleichberechtigung aller Geschlechter verlangsamen.

Die Bedeutung von Gendersprache für Websitebetreiber

Nun ist es zwar schön und gut, dass die Verwendung von Gendersprache Frauen und inter* Menschen sichtbar machen will. Aber wie sieht das denn jetzt für Webseiten und vor allem innerhalb der Suchmaschinen aus?
Zunächst müssen wir uns erstmal überlegen, wo das Geschlecht spezifischer Personen überhaupt relevant für die Suchenden ist.
So sind Stellenanzeigen ein erster Ansatzpunkt. Seit dem 01.01.2019 müssen diese mit weiblich/männlich/inter oder weiblich/männlich/divers gekennzeichnet werden – jedoch wird für Jobbezeichnungen oft noch das generische Maskulinum verwendet, wie zum Beispiel bei den Bezeichnungen „Online Marketing Manager (m/w/d)“ oder „Geschäftsführer (m/w/d)“.

Ein weiterer Bereich, in welchem das Geschlecht eine Rolle bei der Suche spielen kann, sind informationelle Inhalte, die generell über Berufsbilder aufklären. So beispielsweise für Studienabsolvent*innen, Schüler*innen auf Ausbildungsplatzsuche oder Quereinsteiger*innen.
Darüber hinaus treten geschlechtsspezifische Gesuche auch bei der Personensuche für bestimmte Dienstleistungen auf. Zum Beispiel kann explizit nach einer Zahnärztin oder eine Fahrlehrerin für ein ängstliches Kind gesucht werden.
Doch wie sieht das Google? Wie verhalten sich die Suchvolumina für weibliche und männliche Formen und wie viele Seiten mit geschlechtsspezifischer Sprache finden sich aktuell im Index? Dies wollen wir im Folgenden analysieren:
Für die kommenden Analysen möchten wir uns auf die folgenden drei Beispiele fokussieren:

Generisches MaskulinumSuchvolumen (*)Indexierte Seiten (**)FemininumSuchvolumen (*)Indexierte Seiten (**)[LK3] 
Geschäftsführer22.20057.200.000Geschäftsführerin1.00010.300.000
Fahrlehrer1.9003.840.000Fahrlehrerin210148.000

(*) Das Suchvolumen wurde mittels Google Keyword Planers für Deutschland erhoben
(**) Die indexierten Seiten wurden mittels einer Site-Abfrage für den deutschen Google Index erhoben.

Daneben, dass die weibliche Form des generischen Maskulinums zwischen 88% und 98% weniger Suchvolumen hat, wird das Femininum auf über 74% (teilweise sogar über 96%) weniger Seiten im deutschen Index verwendet.

Es wird also deutlich seltener nach den weiblichen Formen gesucht – jedoch gibt es auch deutlich weniger Ergebnisse, die für eine solche Suchanfrage relevant sind.

Abbildung 1: Ergebnis der Google Suchanfrage für den Begriff „Geschäftsführer“
Abbildung 2: Ergebnis der Google Suchanfrage für den Begriff „Geschäftsführerin“
Das Bild zeigt die Google Suchabfrage mit dem Begriff "Fahrlehrer" und insgesamt 10.300.000 Ergebnissen.
Abbildung 3: Ergebnis der Google Suchanfrage für den Begriff „Fahrlehrer“
Das Bild zeigt die Google Suchabfrage mit dem Begriff "Fahrlehrerin" und insgesamt 148.0000 Ergebnissen.
Abbildung 4: Ergebnis der Google Suchanfrage für den Begriff „Fahrlehrerin“

Was genau spielt aber Google aus, wenn nach dem generischen Maskulinum oder der femininen Form eines Wortes gesucht wird?

Geschäftsführer vs. Geschäftsführerin
Für die maskuline Version finden sich auf der ersten Suchergebnissseite neben den einschlägigen Jobportalen, die Stellenanzeigen für Geschäftsführer*innen auflisten, auch informative Ergebnisse zu den Themen Aufgabenbereiche oder Gehälter.
Im Gegensatz dazu finden sich auf der SERP zur Suchanfrage „Geschäftsführerin“ neben Wortbedeutungen und Definitionen des Begriffs auch englische Übersetzungshilfen. Informativen Inhalte, News oder Stellenanzeigen sind hier nicht unter den Top 10 aufzufinden.

Fahrlehrer vs. Fahrlehrerin
Neben regionalen Ergebnissen zu Fahrschulen werden beim generischen Maskulinum auch viele informationelle Webseiten um das Thema „Ausbildung zum Fahrlehrer“ auf der SERP platziert.
Anders als beim maskulinen Pendant werden für die Suchanfrage „Fahrlehrerin“ Google Shopping Ads zu Geschenkartikeln für diese Personengruppe ausgespielt. Zusätzlich finden sich neben Wörterbuch-Eintragungen auch informative Seiten zu Fahrschulen mit Fahrlehrerinnen auf der SERP.
Zusammenfassend wird klar, dass für das generische Maskulinum meist die zur Suchintention passenderen Suchergebnisse angezeigt werden. Vor allem die Gegenüberstellung der SERPs zu Geschäftsführer und Geschäftsführerin zeigt deutlich, dass die weibliche Form nur wenig thematische Relevanz für die breite Masse bietet. Eine Suche nach der femininen Wortbeugung macht also nur selten Sinn. Das heißt aber auch, dass in Zukunft auch weiterhin das generische Maskulinum vorherrschend zur Suche bestimmter Inhalte genutzt wird. Um auch innerhalb der Online-Suche zum Fortschritt beizutragen, muss also etwas passieren. Im Besten Fall kann uns gendergerechte Sprache hierbei helfen. Die geläufigsten Genderformen betrachten wir nun im nächsten Punkt.

Geläufige Genderformen in Deutschland

In der deutschen Sprache existieren mehrere Varianten des Genderns. Entscheidest Du dich für die Verwendung inklusiver Sprache in Deinen Online-Inhalten, ist es folglich zum einen Dir überlassen, welche Form Du bevorzugst. Zum anderen ist die Wahl der Gender-Variante jedoch auch von dem Begriff abhängig, welchen Du geschlechtersensibel formulieren möchtest. Welche Formen es gibt und was du dabei jeweils beachten solltest, stellen wir Dir nun vor.

Gendern mit Doppelpunkt, Gendersternchen oder Gender-Gap

Egal, ob mit einem Doppelpunkt, einem Sternchen oder dem Unterstrich – Du wirst bis heute mit Sicherheit mindestens einer der erwähnten Formen begegnet sein.
Die Gemeinsamkeit dieser Gender-Varianten ist der Einsatz definierter Schriftzeichen, wie dem Sternchen („*“), dem Doppelpunkt („:“) oder dem Unterstrich („_“), um einen zuvor geschlechterspezifischen Begriff gendersensibel zu formulieren. Die Sonderzeichen haben jedoch noch einen tieferen Sinn: Zum einen stört die Auffälligkeit dieser den Lesefluss, wodurch die Lesenden zum Nachdenken angeregt werden. Zum anderen symbolisieren die Schriftzeichen all jene Geschlechter, die ohne das Gendern nicht abgebildet werden.
Die drei genannten Varianten zur genderneutralen Formulierung funktionieren dabei nach demselben Prinzip. Die Schriftzeichen werden nach dem männlichen Wortstamm eines Begriffs platziert, woraufhin die weibliche Endung angehängt wird. Nachfolgend findest Du für alle drei Gender-Varianten jeweils ein Anwendungsbeispiel.

Doppelpunkt-Variante:               Der:Die Doktorand:in                 
Gendersternchen-Variante:       Der*Die Tänzer*in                      
Unterstrich-Variante:                  Der_Die Verkäufer_in

Es bleibt jedoch zu beachten, dass diese Gender-Varianten nur angewandt werden können, wenn der Wortstamm der weiblichen und männlichen Version eines Begriffes identisch ist. Die Personenbezeichnung muss also auch ohne die Sonderzeichen und die angehängte weibliche Endung die korrekte männliche Form ergeben. Entfernst Du beispielsweise in dem obig genannten Beispiel der Doppelpunkt-Variante das Schriftzeichen und die angehängte weibliche Endung, erhältst du den Begriff „Doktorand“. Dieser stellt die männliche Form des Begriffs dar und kann somit durch eine der drei Varianten gegendert werden. Ist der Begriff hingegen durch das Entfernen des Doppelpunkts und der weiblichen Endung nicht mehr vollständig und somit grammatikalisch inkorrekt, wie es in den nachfolgenden Beispielen der Fall wäre, solltest Du auf eine andere Möglichkeit des Genderns zurückgreifen.

Doppelpunkt-Variante:               Der:DiePostbot:in –> besser: Postzustellende Person
Gendersternchen-Variante:       Der*DieZahnärzt*in –> besser: zahnärztliches Fachpersonal
Unterstrich-Variante:                  Der_DieBeamt_in –> besser: verbeamtete Person

Gendern mit Schrägstrich

Eine weitere Möglichkeit, wie Du das generische Maskulinum umgehen kannst, ist das Gendern mit Hilfe des Schrägstrichs. Zwar handelt es sich hierbei ebenfalls um ein Schriftzeichen, das erneut zwischen dem männlichen Wortstamm und der weiblichen Endung platziert wird. Jedoch unterscheidet sich diese Gender-Variante zu den zuvor erläuterten Alternativen, da diese lediglich das weibliche und männliche Geschlecht abbildet. Diversgeschlechtliche und nichtbinäre Menschen werden durch diese Genderung folglich nicht miteinbezogen, weshalb diese Variante heutzutage nur noch selten genutzt wird.

Auch hier gilt, dass diese Variante nur für jene Personenbezeichnung eingesetzt werden kann, die bei männlicher und weiblicher Formulierung denselben Wortstamm beibehalten.

Korrektes Beispiel: Der/Die Redakteur/-in
Inkorrektes Beispiel: Der/Die Ärzt/-in

Binnen-I

Die letzte Alternative, die wir Dir vorstellen möchten, ist das Binnen-I. Hierbei wird dem jeweils längeren Wortstamm einer Personenbezeichnung die entsprechend andere Endung ohne ein Sonderzeichen beigefügt. Folglich kann diese Gender-Variante nicht eingesetzt werden, wenn der Wortstamm der männlichen Version nicht dem der weiblichen Version gleicht.
Wie Du dem nachfolgenden Beispiel entnehmen kannst, ist das Besondere an dieser Art zu Gendern der erste Buchstabe der angehängten Endung, welcher großgeschrieben wird. Dieser muss, anders als der Name es vermuten lässt, nicht zwangsläufig der Buchstabe i sein.

Korrektes Beispiel: EinE AbgeordneteR
Inkorrektes Beispiel: PostbotIn

Das Binnen-I ist nach heutigem Stand jedoch nicht mehr häufig im Einsatz, da es ebenso nur die Geschlechter männlich und weiblich repräsentiert, während alle weiteren Geschlechter außer Acht gelassen werden. 
Doch, was ist nun mit Begriffen, deren Wortstamm in der weiblichen und männlichen Version unterschiedlich ist, wie zum Beispiel „Arzt“ (Der Arzt, Die Ärztin)? Für jene Fälle empfehlen wir Dir die Website https://geschicktgendern.de/. Dort findest Du ein kostenloses Genderwörterbuch, welches Dir für zahlreiche Begriffe gendersensible Synonyme liefert.

Während die Gender-Varianten mit einem Schrägstrich und dem Binnen-I nur das männliche und weibliche Geschlecht abbilden, sollen durch den Einsatz des Gendersternchens, des Doppelpunkts und des Unterstrichts alle Geschlechter gleichwertig repräsentiert werden. Möchtest du also nicht nur das weibliche und männliche Geschlecht, sondern auch inter* Menschen darstellen, solltest Du eine der drei zuletzt genannten Gender-Formen verwenden.

Exkurs: spanische Genderformen

Im heutigen Zeitalter ist inklusive Sprache nicht nur in Deutschland von enormer Bedeutung. Auch in anderen Ländern löst das Gendern eine immer größer werdende Debatte aus, weshalb es zur Klärung unserer Frage sinnvoll erscheint, auch einen Blick in andere Sprachen zu werfen. Hierfür möchten wir Dir einen kurzen Einblick in die spanische Sprache geben.

Weshalb wir Spanisch hierfür gewählt haben? Weltweit gibt es circa 427 Millionen Menschen, deren Erstsprache Spanisch ist. Damit liegt Spanisch auf Platz 4 der meistgesprochenen Sprachen der Welt. Zwar erscheinen in der Rangliste zuvor noch Englisch, Mandarin und Hindi, jedoch findet geschlechterneutrale Formulierung in diesen Sprachen bislang keinen großen Anklang. Folglich möchten wir Dir im Rahmen dieses Exkurses das Gendern in der spanischen Sprache aufzeigen.

Zum Vergleich: Deutschland belegte im Jahr 2020 Platz 11 der meistgesprochenen Sprachen weltweit mit knapp 130 Millionen deutsch-erstsprachlichen Personen.

In der Vergangenheit haben sich in der spanischen Sprache – ebenso wie in Deutschland – mehrere Varianten der gendersensiblen Formulierung etabliert. Daher kann beim Schreiben von Texten auf drei Möglichkeiten des Genderns zurückgegriffen werden. Zum einen können Personenbezeichnungen anstelle von -os (männliche Endung) oder -as (weibliche Endung) mit der inklusiven Endung -es gegendert werden. Zum anderen werden jedoch auch die Schriftzeichen X und @ (dieses soll eine Kombination aus dem o und dem a, also der männlichen und der weiblichen Endung, darstellen) eingesetzt, die vor allem in Online-Inhalten sehr beliebt sind. Wie die drei Gender-Varianten angewandt werden, zeigen wir Dir im nachfolgenden Beispiel.

Beispielsatz im generischen Maskulinum: Los empleados se sientan juntos. (= Die Mitarbeiter sitzen zusammen.)

Endung -s oder -esLes empleades se sientan juntos.
@-ZeichenL@s emplead@s se sientan juntos.
X- oder Xs-ZeichenLXs empleadXs se sientan juntos.

Wie sich also zeigt, ist inklusive Sprache nicht nur in Deutschland, sondern auch in spanisch sprechenden Ländern schon lange ein großes Thema. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Spanisch eine Weltsprache ist, die von mehr als 400 Millionen Menschen gesprochen wird, erscheint es sinnvoll, die Entwicklung der inklusiven Sprache im Spanischen zukünftig genauer zu beobachten.  

Wie steht Google momentan zur Gendersprache?

Nachdem Du nun die verschiedenen Arten des Genderns kennengelernt und einen Blick nach Spanien geworfen hast, bleibt die Frage, wie und ob die Verwendung geschlechterneutraler Sprache denn nun Dein SEO, also das Ranking und die Sichtbarkeit Deiner Website, beeinflusst, weiterhin offen.
Um Dir dies zuverlässig beantworten zu können, müssen wir uns zunächst intensiver mit der Frage auseinandersetzen, wie sich Google derzeit hinsichtlich der Verwendung inklusiver Sprache positioniert.
Eines können wir vorwegnehmen: Nach aktuellem Stand hat sich Google diesbezüglich noch nicht offiziell geäußert. Jedoch wurde die Verwendung inklusiver Sprache aufgrund des steigenden Interesses – insbesondere auf Seiten der Websitebesitzenden und Suchmaschinenoptimierenden – nun bereits einige Male durch John Mueller thematisiert. Dieser ist Webmaster Trends Analyst bei Google und widmet sich in sogenannten Google SEO Hangouts aufkommenden Nutzerfragen rund um das Thema der Suchmaschinenoptimierung.
So wurde John Mueller im Juni 2021 im Rahmen seines Hangouts mit folgender Frage konfrontiert: Ist geschlechterneutrale Sprache für Google relevant oder sollte man diese als Webmaster aus Ranking-Gründen lieber nicht nutzen? Mueller entgegnete daraufhin, dass er nicht wisse, wie intensiv das Thema bei Google gehandhabt wird. Grundsätzlich sei der Algorithmus jedoch darauf ausgerichtet, Synonyme als solche zu erkennen. Dies sollte laut Mueller folglich auch bei der Verwendung des Doppelpunkts oder des Gendersterns der Fall sein. Zudem warf er ein, dass das US-amerikanische Technologieunternehmen entsprechende Veränderungen zunächst abwarten und die Entwicklungen auf Seiten der Webmaster*innen und User*innen beobachten würde, um korrekt und sinnvoll darauf reagieren zu können. Sollte sich also zum Beispiel die Verwendung der Doppelpunkt-Variante auf Seiten der Nutzer*innen und Webmaster*innen durchsetzen, so sollte laut Mueller auch der Algorithmus stärker darauf forciert werden.

Grundlegend lässt seine Antwort vermuten: Je früher Webmaster*innen geschlechterneutrale Sprache auf ihren Websites verwenden, desto schneller solle auch der Algorithmus diese lernen und verstehen können.

Zuletzt spielte inklusive Sprache im Rahmen des Google-Podcasts „Search Off the Record“ in der Folge „Inclusive language in Search“ eine zentrale Rolle, in welchem unter weiteren Teilnehmenden auch John Müller erneut anwesend war. Dabei wurde ausgiebig über den Sinn geschlechterneutraler Formulierung gesprochen und die Verwendung wurde mit Hilfe internationaler Beispiele bestärkt. Mueller fasste die Aussagen der anderen Teilnehmenden wie folgt zusammen: „People shoudn’t wait. They should jump in and use inclusive writing. […] Ideally, site owners should just use inclusive writing techniques whenever they are appropriate.”, ohne diesen zu wiedersprechen.

Konkrete Aussagen im Hinblick auf das Verständnis und die Handhabung inklusiver Sprache seitens Googles – bis auf, dass Google bereits daran arbeite – konnten jedoch wiederholt nicht geäußert werden. Die Tatsache, dass eine entsprechende Podcast-Folge, die sich exklusiv der geschlechterneutralen Sprache widmet, durch Google selbst publiziert wurde, zeigt jedoch, dass das Thema zunehmend an Relevanz in dem Großkonzern gewinnt.

„Write for your users and your users are diverse.“
Zusammenfassend war John Mueller sowohl im Hangout als auch im Podcast nicht in der Lage, eindeutige und allgemeingültige Empfehlungen oder Aussagen hinsichtlich des Einflusses inklusiver Sprache auf das Ranking einer Seite zu äußern. Hervorzuheben ist allerdings, dass Mueller sich grundsätzlich positiv gegenüber der Verwendung ausspricht und zumindest keine Empfehlung gegen die Verwendung dieser äußert.

Ein offizielles Statement von Google hinsichtlich der Verwendung inklusiver Sprache und des Einflusses dieser auf das Ranking von Inhalten bleibt also abzuwarten. Da John Mueller im Rahmen des Podcasts zudem erwähnte, dass Google den Webmaster*innen nicht vorschreiben kann und möchte, wie diese Content verfassen sollen, ist fraglich, ob sich Google diesbezüglich überhaupt äußern wird.

Test: Wie handhabt Google die Gendersprache aktuell?

Nachdem es also von Google keine offizielle Aussage hinsichtlich inklusiver Sprache gibt, bleibt uns zuletzt noch ein Blick in die SERP, um Dir die Frage nach dem Einfluss gegenderter Sprache auf SEO beantworten zu können.

Bereits zu Beginn des Artikels haben wir Dir gezeigt, dass die Suche nach der femininen Form eines Wortes oftmals nicht die passende Suchergebnisse liefert. Nun möchten wir das Ganze auch für gegenderten Suchanfragen testen. Für unseren Test ziehen wir die am häufigsten verwendeten Genderform im Deutschen heran – und zwar das Gendersternchen:

Geschäftsführer*in

Vergleich der Google-Suchanfragen "Geschäftsführer" und "Geschäftsführerin"
Abbildung 5: Vergleich der Google-Suchanfragen „Geschäftsführer“ und „Geschäftsführerin“

Fahrlehrer*in

Vergleich der Google-Suchanfragen "Fahrlehrer" und "Fahrlehrerin"
Abbildung 6: Vergleich der Google-Suchanfragen „Fahrlehrer“ und „Fahrlehrerin“

Bei der Suche nach dem gegenderten Begriff „Fahrlehrer*in“ decken sich die Ergebnisse teilweise mit denen zur Suchanfrage zu „Fahrlehrer“.

Beide Beispiele zeigen, dass die Suche mit einem gegenderten Suchbegriff – ähnlich wie die feminine Form – nur zum Teil die angestrebte Suchintention befriedigen kann. Jedoch können wir an den gegenderten SERPs feststellen, dass neben Suchergebnissen mit gendersensibler Sprache auch solche auf der ersten Seite platziert sind, die auf das generische Maskulinum zurückgreifen.

Google kommuniziert zwar, dass inklusive Sprache er- und sogar gewünscht ist, unterscheidet bei den verschiedenen Formen jedoch die Suchintention und erkennt diese bislang noch nicht als gleichwertiges Synonym an. Trotzdem werden bei der Suche nach Begriffen, die das generische Maskulinum verwenden, noch immer nicht alle Personengruppen über die Google Suche mitabgedeckt.

Fazit

Fassen wir nun mal zusammen: Wie Google aktuell zum Gendern steht, können wir Dir in diesem Artikel leider nicht genau beantworten, denn Google hat sich bis dato nicht offiziell hinsichtlich der Verwendung gendersensibler Sprache im Netz geäußert. Zugleich konnten wir aber auch keine Aussagen seitens Googles gegen das Gendern feststellen.
Aktuell weisen die SERPs der gegenderten Suchbegriffe außerdem leider noch deutliche Unterschiede zu den SERPs des generischen Maskulinums vor. Auch die Suchintentionen, die Google hinter den Begriffen sieht, unterscheiden sich aktuell noch sehr stark zwischen der gegenderten, der maskulinen und der femininen Form. Dieser Umstand kann jedoch nur dann geändert werden, wenn genug Menschen zur gendersensiblen Sprache greifen.
Demzufolge können wir Dir nach aktuellem Stand leider keine allgemeingültige Empfehlung für oder gegen die Verwendung inklusiver Sprache aussprechen. Insofern wir es aktuell jedoch – basierend auf den Aussagen von Google und der SERP-Analyse – beurteilen können, sollte sich das Gendern auf SEO-relevanten Seiten nicht negativ auf Dein Ranking auswirken. Besonders, wenn das Geschlecht spezifischer Personen irrelevant für Deine Inhalte ist, weil Du auf Deiner Website zum Beispiel Haushaltsgegenstände, Kleidung oder ähnliches anbietest, solltest Du dir über mögliche negative Effekte keine Sorgen machen müssen.
Wenn Du nun noch immer unsicher bist, ob Du inklusive Sprache verwenden sollst, unterstützt Dich der nachfolgende Ansatz möglicherweise bei Deiner Entscheidungsfindung: Dein Content richtet sich an Deine Nutzer*innen und nicht primär an die Suchmaschine.
Entscheide Dich folglich für die Sprach-Art, die Du für Deine Zielgruppe als passend erachtest. Ist Deiner Zielgruppe gendersensible Sprache wichtig, dann erscheint es sinnvoll, diese auch mit geschlechtersensibler Sprache zu adressieren. Ist dies nicht der Fall, dann liegt es in Deinem Ermessen, wie Du Deine Zielgruppe ansprichst.
Entscheidest Du dich für die Verwendung gendersensibler Sprache, solltest Du diese konsistent in all Deinen Inhalten anwenden.
Eines ist klar: Birgit Ramlow sagte einst: „Ohne Veränderung keine Entwicklung“. Je früher Websitebetreibende also mit der Verwendung inklusiver Sprache beginnen, desto eher wird auch der Algorithmus von Google diesen lernen und verstehen können. Auf Seiten der Suchergebnisse würde dies bedeuten, dass sich diese ebenfalls schneller anpassen würden.

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