KI im Alltag einsetzen: Interview mit Jo Breidenbach von jo’s büro

23.05.202307 min

Zu diesem Thema haben wir einen Fachmann interviewt, der sich bestens auskennt. Die Rede ist vom Kommunikationsdesigner und Geschäftsführer des Designbüros jo’s büro für Gestaltung. Er wollte als Kind schon Erfinder werden, was er auch erreichen konnte. jo’s Büro erfindet Marken, Produkte und Erlebnisse. Johannes Breidenbach (kurz Jo) liebt es Menschen und Unternehmen mit den Erfahrungen seiner Firma weiterzubringen.

Johannes Breidenbach, Kommunikationsdesigner und Geschäftsführer des Designbüros jo’s büro für Gestaltung

Interview zu KI im Designbereich

Wie bist Du dazu gekommen, Dich für KI zu interessieren?

Als Sohn eines Elektroingenieurs bin ich früh mit Technologie aufgewachsen, insbesondere mit Computern, die mich schon in meiner Jugend begeistert haben. Die digitale Welt und die Vernetzung von Geräten haben mich schon immer fasziniert. In meiner Freizeit habe ich mich deshalb frühzeitig damit beschäftigt und eigene kleine Programme geschrieben, die nicht nur meinem eigenen Interesse dienten, sondern auch in unserem Designbüro zu Automatisierungen und effizienteren Workflows beitrugen. Diese Erfahrungen haben mein Interesse an Künstlicher Intelligenz geweckt und ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die sich durch diese Technologie ergeben. Als Designexperte ist es für mich spannend zu sehen, wie KI unser Arbeitsfeld verändert und neue Chancen eröffnet, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Anwendungen von KI im Designbereich?

Für mich sind die wichtigsten Anwendungen von KI im Designbereich die Automatisierung von wiederkehrenden Aufgaben, bei denen keine Kreativität gefragt ist, wie zum Beispiel Planungen, inhaltliche Vorbereitung und die Auswahl von Bildmaterial. Zudem haben wir seit ein paar Jahren starke Tools, die auf Basis von Erfahrungswerten schneller zu akzeptablen Ergebnissen kommen, wie beispielsweise Schriftauswahl oder Iconerstellung.

Im Design geht es oft um die Variantenbildung, das Verwerfen von Ideen und die Auswahl von Favoriten. Hier kann ein KI-gestütztes Tool natürlich viel schneller als ein Mensch arbeiten. Ich denke, dass die Variantenbildung durch den Einsatz von KI deutlich an Quantität gewinnen kann. Die Auswahl kann mittlerweile auf Basis von Daten auch schon relativ gut von KI übernommen werden. Allerdings zeigt sich hier auch eine Schwäche: Die Ergebnisse sind oft sehr erwartbar. Unsere Kreativität beruht oft darauf, aus kleinen Fehlern, spannenden Zwischenbildern und langjähriger Erfahrung Varianten zu präferieren, die dann unerwartet und zu Anfang vielleicht auch unpassend erscheinen, damit aber zu neuen und individuellen Ergebnissen führen.

Deshalb sehe ich KI eher als unterstützendes Werkzeug im Designbereich, das uns Zeit und Ressourcen spart und uns bei wiederkehrenden Aufgaben entlastet. Für die kreativen Prozesse im Design bleibt der Mensch unverzichtbar.

Wie kannst Du KI-basierte Technologien nutzen, um Deine Arbeit zu verbessern?

Wie ich bereits erwähnt habe, übernimmt KI heute bereits viele Aufgaben, die viel Zeit kosten, aber wenig Mehrwert bieten. Zum Beispiel kann man schnell einen Copytext für das Layout erstellen, der später niemals gedruckt wird, aber in Länge und Inhalt dem späteren Ergebnis entspricht. Das macht das Design schon beim Entwurf authentischer als „Lorem Ipsum“ oder andere Blindtexte. Darüber hinaus liefern KI-Tools heute auch Vorschläge für die Workshop-Agenda, kleine Textbausteine oder Bildgenerierung für Entwürfe, um eine Idee schnell zu visualisieren, ohne das ganze Budget zu „verbrennen“.

Konkret hat ChatGPT mir sogar schon einmal geholfen, unser internes Abrechnungstool innerhalb von einer Stunde so zu verbessern, dass es unseren Wünschen entsprach, die ich selbst nicht abbilden konnte. Das fühlte sich an wie ein Chat mit einem guten Kollegen, der auf alles eine Antwort weiß und immer freundlich ist – spannend und beeindruckend.

Ich sehe KI also als Werkzeug, das mir dabei hilft, zeitaufwändige Aufgaben zu automatisieren und meine Effizienz zu steigern. Gleichzeitig ermöglicht es mir, bessere Ergebnisse zu erzielen und meine kreativen Fähigkeiten zu erweitern, da ich mich auf die wirklich wichtigen Aufgaben konzentrieren kann.

Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten ethischen Überlegungen im Zusammenhang mit KI und Design?

Eine wichtige ethische Frage im Zusammenhang mit KI und Design betrifft die Veränderung unserer eigenen Kreativität. Wenn KI viele Aufgaben und sogar kreative Bereiche besser, schneller und günstiger erledigen kann als wir Menschen, stellt sich die Frage, ob wir dann als Designerinnen und Designer überflüssig werden oder ob wir uns auf andere, noch kreativere Weise einbringen können. Das könnte auch bedeuten, dass wir uns fragen müssen, welche Rolle Kreativität in unserem Leben und unserer Gesellschaft spielen sollte. Es ergibt sich auch die Frage, wie wir sicherstellen können, dass die KI-Technologien, die wir verwenden, nicht diskriminieren oder unethische Praktiken unterstützen. Letztendlich geht es um die Frage, wie wir sicherstellen können, dass KI und Design dazu beitragen, eine bessere Welt zu schaffen und unser Leben zu bereichern, anstatt uns als Menschen zu entfremden oder uns zu schaden.

Wie siehst Du die Zukunft von KI im Designbereich und Allgemein?

Stark, wir können es uns noch nicht vorstellen, was KI in Fachbereichen wie Design aber auch im Alltag verändern wird. Klar ist, dass durch den finanziellen und quantitativen Vorteil der KI generierten Inhalte (Standards, Texte, Bilder, Grafiken, Code, ganze Brandingwelten etc.) wir diese immer mehr und stärker sehen werden. Daran führt kein Weg vorbei. Die Frage ist wie wir dies zu unserem Vorteil nutzen.

Ich für unseren Teil als Designagentur sehe da einen klaren Win: wir sind für unsere Kunden in den letzten Jahren immer mehr beratender Partner geworden. Es gibt ein Problem oder eine Herausforderung und wir erarbeiten gemeinsam (Mensch zu Mensch J ) eine individuelle Lösung. Welches Tool dabei nachher die Assetts liefert ist dem Kunden jetzt schon egal – wenn es heute nicht mehr der Grafiker, der in Photoshop ein Bild bearbeitet, ist sondern ein KI-Tool, was auf Anweisung des geschulten Grafikers die „Arbeit“ übernimmt: why not? Damit werden wir in erster Linie schneller und können bessere Ergebnisse liefern.

Wie denkst Du, dass KI die Rolle von Designern in Zukunft verändern wird?

Ich denke, wir werden in unserem Bereich immer mehr zu Expert:innen in der Nutzung von speziellen Design-KIs. Anwält:innen werden Expert:innen in der Nutzung von Legal-KIs und somit verändert sich vordergründig das Tool und die Arbeit – aber nicht zwingend zum Schlechteren. Was aber klar ist: „Bitchwork“ und damit die Grafiker:innen, Texter:innen, Coder:innen etc. werden mehr und mehr aus dem menschlichen Arbeitsbereich verschwinden – und das ist eine zumindest gesellschaftliche und globale Herausforderung, die es so noch nicht gab.

Welche Fähigkeiten erwartest Du, damit Designer mit KI-Technologien arbeiten können?

Multi-Media-Schnittstellen, in die ich Bild und Text werfen kann, ich erwarte Branchenlösungen die Experteneingaben wahrnehmen (wenn überhaupt noch nötig) aber vor allem auch individuelle Sonderfälle berücksichtigen können.

Wie kannst Du sicherstellen, dass Du weiterhin relevant bleibst, wenn KI-Systeme immer fortschrittlicher werden?

Sehr gute Frage, kann ich nicht. Oder doch? Mein Versuch ist es mich als Ansprechpartner und damit als Problemlöser für meine Kund:innen zu positionieren. Ich denke, der persönliche Kontakt, das „Verstanden-werden“ und das Zuhören bleiben relevant, weil das Menschen zufriedenstellt.

Das sehe ich an den enorm hohen Anfragen nach „endlich wieder persönliche Meetings“ – obwohl viel automatisch, per Mail oder durch virtuelle Meetings geht, möchten Menschen persönlich mit uns sprechen. Das wird in einer KI-Welt eher stärker werden.

Wie könnten KI-basierte Designsysteme die Zusammenarbeit zwischen Designern verbessern?

Die Zusammenarbeit wird sich vor allem dadurch verbessern, dass Redundanzen eliminiert und Gefahren schon vorzeitig erkannt werden. Abstimmungen werden schneller und effizienter werden – damit wird die Qualität der Zusammenarbeit steigen.

Wie kannst Du sicherstellen, dass KI-Systeme die Ästhetik und den kreativen Prozess des Designs nicht beeinträchtigen?

Es muss Schnittstellen zur Interaktion geben – ehrlich gesagt gefährdet da aber KI die Ästhetik nicht mehr als es der Mensch tut.

Wie kannst Du sicherstellen, dass KI-Systeme die Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer berücksichtigen?

Gerade hier sehe ich uns als Expert:innen und erfahrene Berater:innen als den maßgeblichen Input. Unsere Aufgabe wird es nach wie vor sein, alle nötigen Informationen von unseren Kund:innen einzuholen (mit Hilfe von KI) zu sortieren und mit unserer Erfahrung an der richtigen Stelle und mit zielgerichteter Intention in den KI-gestützten Prozess einzubringen.

Dadurch und natürlich durch weitere automatische Schnittstellen zu Datenbanken, User-Erhebungen und Szenarien, kann eine KI auch hier sehr schnell und auf Basis großer Datenmengen durch Methoden wie Personas, User-Journeys, UX-Testing (superfast!), Zielgruppenanalysen, Vorhersagen etc. auch diese Themen weiter nach vorne bringen. Wichtig ist dabei, dass wir sicherstellen, dass die Bedürfnisse und Erwartungen aller Nutzer:innen berücksichtigt werden.

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Fragen zur KI-Nutzung im eology-Alltag

Für eine SEO-Agentur gibt es im Alltag ebenso verschiedene Tasks, die man mithilfe von KI-Tools erledigen kann. Neben der Beantwortung von Fragen oder der Klärung von Fachbegriffen, tun sich weitere Möglichkeiten auf.

Patricia Unfried, Teamlead Content Outreach bei eology GmbH

Wie kann man ChatGPT und Co. sinnvoll für die Texterstellung einsetzen?

Einen sehr großen Bereich für den sinnvollen Einsatz von KI bildet die Content Creation und die allgemeine Texterstellung. Damit ist nicht gemeint, dass man sich komplette Texte erstellen lässt und diese eins zu eins veröffentlicht. Wie auch schon von Jo erwähnt, kann man sich für Texte Inspirationen holen. So kann man geeignete Überschriften finden, einen Text zusammenfassen lassen und damit weiterarbeiten, sich eine passende Gliederung erstellen oder auch etwas umformulieren lassen. Wichtig ist, dass man die Texte anpasst und der Mensch selbst noch Hand anlegt. Texte, die aktuell von der KI verfasst werden, liefern oft eine gute Basis, aber eben auch nicht mehr.

Wie kann man KI-Tools im Content Outreach einsetzen?

Durch den Bing Chat, der Zugriff zum Internet hat und auf GPT4 basiert, kann man sich verschiedene Websites ausgeben lassen, die man zur Recherche verwenden kann. So könnte man sich ähnliche Seiten zu einem bestimmten Thema heraussuchen lassen oder passende Statistiken oder Studien zu einem Thema ermitteln.

Ebenso ist es denkbar, sich das Grundgerüst für eine Outreach-E-Mail erstellen zu lassen und diese entsprechend anzupassen. KI-Tools können dabei helfen, neue Möglichkeiten der Kommunikation auszuprobieren, da die Formulierungen vielleicht ganz anders sind und besser beim Empfänger ankommen.

Welche weiteren Anwendungsmöglichkeiten gibt es?

Unter Zuhilfenahme von KI-Tools kann man sich auch im SEO viel Zeit ersparen. So können große Datenmengen schneller ausgewertet werden, Website-Code kann kontrolliert sowie optimiert und Keyword-Recherchen können angestellt werden. Zudem kann man sich Metadaten für Websites oder auch Anzeigentexte im Brand Performance Bereich vorschlagen lassen. Mit ein bisschen Feinschliff entstehen nützliche Bausteine, die den Alltag erleichtern und mehr Zeit für andere Aufgaben freiräumen.

Schlussbetrachtung und Ausblick

Viele Tätigkeitsfelder werden sich über Kurz oder Lang verändern und Aufgaben oder Teilbereiche werden zunehmend von KI-Tools übernommen, was den Menschen im Alltag entlastet. Manche Berufsfelder werden sich verschieben, da KIs viele Tätigkeiten übernehmen können und uns schneller und effizienter machen, indem man bestimmte Aufgaben automatisiert erledigen lässt. Es wird sicherlich auch Berufsfelder geben, die komplett ersetzt werden, was allerdings ist kein neues Phänomen ist. Es werden stattdessen neue Berufe geschaffen.

Wenn man sich mit KI-Tools befasst und die Möglichkeiten annimmt, kann man sich viel Arbeit ersparen. Diese Tools werden mit der Zeit immer besser und zuverlässiger werden, sodass man auch komplexere Aufgaben abgeben kann, um sich auf die kreativen Tasks zu konzentrieren und die Kunden entsprechend zu beraten.

Olga Fedukov absolvierte ihr Studium im Bereich Medienmanagement an der Fachhochschule Würzburg. Im Marketingteam von eology ist sie verantwortlich für die ganzheitliche Vermarktung der Agentur über diverse Kanäle. Darüber hinaus übernimmt sie die Planung und Koordination des Content-Bereichs auf der Website sowie der eology-Webinare.

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